Dieser Spieltag beginnt Wochen vor dem eigentlichen Spieltag – und zwar mit der Reiseplanung nach Ungarn.

Pauschalreise a la Wilder Süden

Zunächst machen wir uns die Sache einfach und schließen uns unserem Lieblingsfanclub WILDER SÜDEN an. Die haben eine Busreise inklusive Hotel organisiert. Abfahrt am Mittwochabend in Mannheim (Es ist ja der Wilde Süden!!), Ankunft am Morgen in Siofok am Plattensee. Dann kurz (nicht eine Woche) Sandstrand und am Mittag per Bus weiter ins Stadion im 45 Kilometer entfernten Székesfehervár. Danach wieder zurück ins Hotel am Plattensee – hinein ins Partyleben!

Der Haken an der Sache

Wie alle anderen FC Fans haben auch wir zum Zeitpunkt der Buchung noch gar kein Ticket. Und angesichts des sehr überschaubaren Fassungsvermögens des Stadions in Székesfehervár ist es alles andere als sicher, dass wir Tickets kriegen.

Aus London gelernt

Der FC seinerseits zieht alle Register und schickt eine Delegation nach Ungarn, um denen ein größeres Kontingent als üblich rauszuleiern. Sehr spannend. Zumal die Ungarn mit der Kölschen Euro-Lust schon Erfahrungen gemacht haben. Die hatten nämlich, um das Stadion beim letzten Spiel voll zu bekommen, beim Kauf eines Tickets eine Option auf ein Ticket im Spiel gegen den FC vertickt – um dann festzustellen, dass die Karten weggingen wir warme Semmeln. Aber nicht an Ungarn, sondern an Kölsche. Eigentor, denn damit blieben die besten Plätze im Stadion leer.

Allerdings haben die Ungarn schnell gelernt und die Ausgabe der FC-Karten an persönliche Abholung gekoppelt – und zwar weit vor dem Spieltag. Damit war die Kölsche Invasion abgewendet.

Viszontlátásra, Viszontlátásra, Viszontlátásra!

Derweil werden die Whatsapp-Gruppen mit Checklisten und Infos geflutet. Gute Sache. Als FC-Fan reist man je selten mit dem Reisepass zu Auswärtsspielen. Auch, dass man im Stadion nicht mit Euro zahlen kann, ist eher ungewöhnlich. Wir nehmen das alles dankbar zur Kenntnis und beschließen außerdem, selbst bei einem hohen Sieg auf den hämischen Gesang „Auf Wiedersehen, Auf Wiedersehen, Auf Wiedersehen!“ zu verzichten.

Wir haben Tickets! Aaaaber…

„Da ist das Ding!“ könnte man rufen, Aber ganz so einfach ist es nicht. Denn kurz nach der Nachricht, dass wir Tickets haben, erreicht und die Info, dass wir die in einem schmalen Zeitfenster persönlich in Székesfehervár abholen müssen. Das wird lustig.

Andere haben noch mehr Trouble, denn die Ungarn teilen mit, dass sie nur Leute ins Stadion lassen werden, die ihre Karten aus dem offiziellen Auswärtskontingent des 1. FC Köln bezogen haben. Und zwar obwohl dem Vernehmen nach viele Kölner auf „normalem“ Wege Tickets gekauft haben.

Die Ochsentour beginnt

Am frühen Mittwochnachmittag startet das Abenteuer. Und es startet wie so Abenteuer eben starten. Nachdem wir die Abfahrt nicht abwarten können und schon den ganzen Morgen wie ein gefangenes Tier im Käfig herumtigern, stellen wir im Hbf Köln fest, dass unser Zug jetzt schon 45 Minuten Verspätung hat. Na toll. Die Reise will einfach nicht recht beginnen.

Glücklicherweise haben wir unsere Freundin Caro bei uns. Die weiß, dass wir wegen der Verspätung trotz Zugbindung den ICE auf dem gegenüberliegenden Gleis nehmen können. Effekt: Wir kommen in Mannheim an bevor unser ursprünglicher Zug Köln verlässt.

In Mannheim angekommen. Von hier aus geht’s erst mal zum Italiener (der gar kein Italiener ist) und dann wacker mit dem Bus weiter.

Eine Woche Sandstrand – Ein Blick in unseren Koffer;-)

Unitalienisches Mannheim

Wir haben etwas Zeit und entschließen uns für eine Stärkung beim Italiener in Bahnhofsnähe. Das Ding verspricht zwar „Best Pizza“, sieht aber null nach Italien aus. Das gilt nicht nur für den Laden selbst. Die Pizza ist eher ein Flammkuchen, die Lasagne sieht aus wie ein Brikett und statt der bestellten Spaghetti kommen Penne. Auf Nachfrage erfahren wir, dass sie „die langen Nudeln nicht haben“. Eine begeisternd fachmännische Auskunft. Aber freundlich waren sie, das muss man ihnen echt lassen.

Im Gegensatz zu einer Wespe, die sich in Michas Bier verirrt und wenig begeistert ist, als er trinken möchte.

Erstes Reisesouvenir: Der Wespenstachel aus Michaels Lippe. Unsere Eltern haben uns immer gewarnt, dass auf Auswärtsfahrten an jeder Ecke Gefahren lauern.

Ohne Platten an den See

Endlich geht es los. Der Bus ist rappelvoll, die Reifen sind aufgepumpt und in den Gängen stehen riesige Kühlboxen mit Kölsch. Die Stimmung ist großartig, von hinten im Bus wummert die fette Box kölsche Tön und singend fahren wir in ein ungewisses Abenteuer.

Das mit den kölschen Tönen stimmt nicht auf ganzer Linie. Zwischenzeitlich wechselt die Playlist an den Ballermann. Auch andere Ausreißer gibt es. Als wir um 5:00 in der Frühe mit „Hyper Hyper“ geweckt werden sind wir für einen Moment emotional orientierungslos. Auch der Muli-Song ist gewöhnungsbedürftig. Erst denken wir an Mars-Attacks und befürchten, dass uns die Rübe platzt. Aber kölsche Ohren sind anpassungsfähig und irgendwann singen wir einfach mit.

Die Laune steigt und die Lippe ist auch schon wieder abgeschwollen.

Heute mit allen unseren Freunden…

Fanromantik bei Sonnenaufgang. Viel Kölsch, wenig Schlaf.

Auch kurz vor Ungarn hat Morgenstund Gold im Mund. Sieht natürlich super aus. In Wahrheit tun uns allen die Knochen weh und der ein oder andere dürfte zusätzlich Kopfschmerzen haben.

Ungarn hinter Glas

Aus unserem Busfenster betrachtet besteht Ungarn aus riesigen Äckern, die wahlweise mit Mais oder mit depressiven Sonnenblumen bepflanzt sind. Nie zuvor haben wir Sonnenblumen gesehen, die so konsequent kollektiv ihre Köpfe hängen lassen.

Urlaub a la Apparatschik

Wir landen in Siofok. Unübersehbar ist der Charme des Ferienörtchens etwas in die Jahre gekommen. Das gilt auch für unser Hotel. In unseren Augen sieht es aus wie ein Ferienheim für linientreue DDR-Funktionäre. Es riecht auch ein bisschen nach 70er Jahre Sozialismus. Daran hatten wir nicht gedacht, als wir in der PK von einer Zeitreise sprachen.

Die beiden Damen an der Rezeption lassen uns nicht auf die Zimmer. Die Türen stehen zwar offen und jeder kann sehen, dass die Zimmer fertig sind, aber das ändert nichts. Die eine der beiden Damen – vermutlich die Chefin – beargwöhnt uns ohne Unterbrechung mit hochgezogenen Augenbrauen. Die andere versucht, unsichtbar zu sein. Es wirkt ein bisschen, als hätten die beiden nicht mit Gästen gerechnet. Und aber egal. Wir machen nur kurz Pause und dann geht es weiter zum Bahnhof von Siofok und von dort aus nach Székesfehervár.

Klassische Text-Bild-Schere. Wir lernen schnell, dass man nicht unbedingt alles glauben muss, was hier verlautbart wird. Es kann allerdings auch sein, dass „Holdfény“ übersetzt „Hier keine“ heißt.

Der Parkscheinautomat schneidet sich die Fingernägel.

Per Fanwagon nach Székesfehervár

Erste Überraschung am Mini-Profinzbahnhof Siofok: Mit und trifft beinahe die gesamte Südkurve ein. Der Beinstieg ist komplett rot. Zweite Überraschung: Wir haben einen Stehplatz. Und zwar in einem Wagon, in dem es gar keine Sitzplätze gibt. Es ist ein bisschen wie in einem Viehtransport. Aber geiler natürlich. Viel geiler.

Großes Hallo am Brunnen

Vom Bahnhof aus geht es zum Brunnen und da wartet Gott und die Welt. Wahnsinn wie viele Jungs und Mädels in rot da schon sind. Und auch Wahnsinn, wie viele bekannte Gesichter man trifft. Es ist ein wahres Familienfest! Allerdings in völlig entspannter Atmosphäre (was man von Familienfesten ja nicht immer sagen kann).

Fanmarsch zum Stadion

Dann geht es auf zum Stadion. Singend, gröhlend, feiernd. Europapokal, Europapokal! Einfach nur großartig. Schaut rein in’s Video (oben) – ein Foto kann nicht einfangen, wie geil das war.

Willkommen in der Mol Aréna Sóstó!

Damit haben wir nicht gerechnet: Die Ungarn haben vor dem Stadion eine richtige kleine Kirmes für FC-Fans aufgebaut. Damit wir nicht in der prallen Sonne stehen müssen, haben die ein riesiges Zelt mit Bierbänken aufgebaut und rundherum gibt es Bierbuden und Shops. Unglaublich!

Das Thema mit den Tickets hat übrigens der Wilde Süden bestens im Griff. Michaels Karte fehlt erst, aber das ist nach wenigen Minuten gelöst. Ein herzliches Dankeschön nochmals an dieser Stelle für die perfekte Orga!!

Hinein! Hinein! Hinein!

Fantastischer Support

Stolz und Ärger: das ist es, was uns im Stadion erwartet. Stolz auf die rote Wand, die ohrenbetäubende Stimmung, den Zusammenhalt der Fans. Ärger über das halbleere Stadion, in das viel mehr FC-Fans gepasst hätten, wenn man sie denn reingelassen hätte. Wie wenig Respekt hat dieser Fehervar FC und die UEFA, dass sie lieber vor leeren Rängen spielen lassen, als Menschen ins Stadion zu lassen, die Bock drauf haben?!

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Gemeinsames Feiern nach dem Sieg. Was für ein Fest!!

Welcher Verein hat ein Präsidium, das sich nach dem Spiel in der Kurve blicken lässt? Wir feiern Carsten Wettich für diese geile Aktion. Back to the roots!

Fehérvar FC 0 : 3 Kölle

Abmarsch!

Nicht ganz nüchtern, aber standhaft verlassen wir das Stadion. Die meisten sind müde und heiser und freuen sich auf die nächste Kneipe oder sogar schon auf ihr Bett. Einzelne vielleicht auch auf die Karaoke-Bar.

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Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Bevor wir mit den anderen am Plattensee chillen, drehen wir den zweiten Teil der Stuttgart PK und die erste Kölleriffa Sondersendung. Die Stimme ist noch reichlich lädiert, aber die Freude über den Sieg und die großartige Tour macht das locker wett. Uns scheint die Sonne aus dem Allerwertesten!

Die Kulisse für die PK ist nicht schlecht. Beim nächsten Mal wird es ein echter Sandstrand sein! Nizza, wir kommen!

Nach getaner Arbeit lassen auch wir es uns gut gehen. Könnte schlimmer kommen.

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