Dieser Kraichgau war oft genug der Supergau für uns – und für den Fußball allgemein ist er es sowieso. Das Gute: Es mehren sich die Zeichen, dass die Zumutung sich dem Ende zuneigt.
2015 übernahm Dietmar Hopp die Stimmenmehrheit der TSG Hoffenheim offiziell. Dass er auch vorher schon das Sagen hatte… geschenkt. Jedenfalls war das damals für Fußballfans wie uns eine Katastrophe. Ein Signal in die völlig falsche Richtung. Möglich gemacht durch die Klage des Präsidenten von Hannover 96, Martin Kind. Der hatte dafür gesorgt, dass jeder, der einen Verein seit mehr als 20 Jahren ununterbrochen fördert, als Investor die Stimmmehrheit übernehmen kann und damit faktisch auf 50+1 pfeifen darf.
Damit klebte die DFL ein Verfallsdatum an den Fußball, den wir lieben.
Keine 10 Jahre später gibt Hopp sein fragwürdiges Privileg auf. Und bevor wir in die Gefahr geraten, ihn zu loben: Es steht eine Entscheidung des Kartellamts an, ob diese Ausnahmen bei der 50+1 Regelung legal sind. Hopp zieht sich in vorauseilendem Gehorsam zurück – sicherlich nicht ohne Anraten seiner sonst so findigen Winkeladvokaten, ohne die die ganze Hoffenheim-Nummer niemals möglich gewesen wäre.
Hinzu kommt vermutlich, dass der mittlerweile 83jährige feststellen durfte, dass seine feuchten Jugendträume vom großen Ruhm im Fußball, die durch seinen späten Reichtum mit SAP plötzlich möglich wurden, gar nicht von sooo vielen Fußballfans bejubelt wurden. Der Mehrheit waren die eigenen Träume näher – und die hatten nichts mit dem Größenwahn eines Provinzlers zu tun. Zumindest nichts mit denen eines Herrn Hopp.
Aufstieg ohne Skrupel
Dieses Dorf hat in der Bundesliga mit Verlaub natürlich nie etwa verloren gehabt! Der rasante Aufstieg aus der Kreisklasse (bis 1991) in die Bundeliga (ab 2008) war einzig und allein durch das unverhältnismäßige Finanzdoping des Herrn Hopp möglich.
Der Weg in 17 Jahren: Kreisliga A, Bezirksliga, Landesliga, Verbandsliga, Oberliga, Regionalliga, 2. Bundesliga, 1. Bundesliga. Acht Stationen in 17 Jahren. Fast alle 2 Jahre ein Aufstieg.
Undenkbar ohne einen Geldgeber, der alles tut, um Erfolg zu haben, um seinen persönlichen Traum umgesetzt zu sehen. Man stelle sich nur einmal vor, wie viele Spieler in diesem Ritt verbrannt wurden. Wie vielen wurde eine große Zukunft versprochen, die schon zwei Jahre später größer war als ihre Fähigkeiten? Wieviel Fluktuation muss es in diesem Kader gegeben haben, damit er alle zwei Jahre aufsteigt? Wie viele Hoffnungen junger Menschen wurden aufgeputscht und dann bitter enttäuscht?
Hier hat jemand mit mehr gespielt als mit seinen eigenen Phantasien. Hier hat jemand die Träume anderer misbraucht, um seinen eigenen zu verwirklichen.
Hoffenheim jetzt 50+1? Ach, kommt!
Wer sich auf’s Podium dopt, wird ausgeschlossen. So läuft es, wenn es richtig läuft. Hätte Lance Armstrong kurz vor dem Ziel gesagt „Ej, ich lass das mit dem EPO jetzt mal, bevor mich noch einer überführt“, wäre dann irgendwer auf die Idee gekommen, ihn weiter fahren zu lassen, oder gar als Dritten, Zehnten oder Zwanzigsten zu werten?
Ne. Also hoffen wir mal auf die Dopingkommission – in diesem Fall das Bundeskartellamt. Und lasst uns bitte nicht vergessen, dass wir von Hoffenheim oder Sinsheim in unserem Leben niemals etwas gehört hätten, wenn nicht ein geltungsbedürftiger Provinzkopp spät Millionär und sogar Milliardär geworden wäre. Ginge es gerecht zu in der Welt, würden die schnellstmöglich wieder in der Versenkung verschwinden – und uns auch noch ein bisschen Schmerzensgeld dalassen.
„Jeder, der in einem Hoffenheim-Trikot aufläuft, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“
Bertolt Brecht
Und jetzt zum Spiel. Wenn’s sein muss. GROSSARTIG!!!!
Machen wir uns nichts vor, es tut immer weh, gegen einen Zwerg zu verlieren – auch wenn man weiß, dass er bis obenhin gedopt ist. Und dieser Zwerg in Sinsheim hat uns selten eine Chance gelassen. Das war diesmal anders. Und egal, wie komisch es sich anfühlt, einen Sieg gegen einen fuschenden Zwerg zu feiern. Wir tun es! Mehr noch aber feiern wir unsere großartige Mannschaft, denn die hat ein begeisterndes Spiel hingelegt, die Partie komplett im Griff gehabt und uns völlig von den Hockern gerissen!!!
Rasant von Anfang an
Von der ersten Sekunde an sind die Jungs wach, erarbeiten sich die Bälle und dann auch die Chancen. Selke spielt auffällig. Legt sofort mal gut für Kainz auf. Das hätte schon die Führung sein können.
Dann setzt sich Maina klasse durch und hat gleich zweimal die Chance zum Torschuss. Leider noch ohne Erfolg. Scheinbar. Denn der zweite Schuss wurde per Hand abgewehrt – und zwar nicht vom Keeper.
Elfmeter!!!
Kainz läuft an, verlädt Baumann und schiebt den Ball ganz lässig in die Mitte. Wir führen. Und wir machen weiter. Kurz darauf hat Selke per Kopf die Chance und prüft Baumann aus kurzer Distanz.
Tor Selke!
Fünf Minuten vor dem Halbzeitpfiff fast die identische Situation. War es eben noch Maina, flankt jetzt Kainz in den Strafraum und findet Selke, der sich akrobatisch in den Ball wirft und das Ding reinmacht. Was für eine geile erste Hälfte. Die Hoffenheimer haben gerade mal einen einzigen Ball auf unser Tor gebracht. Und das war ein Freistoß. Wir haben die Partie komplett im Griff.
Hälfte zwei, gut dabei
Ok, zu Beginn der ersten Hälfte kommen wir ein wenig ins Schwimmen. Die TSG macht es jetzt etwas besser und zunächst können wir uns nicht so richtig befreien. Aber nach und nach arbeiten wir uns – genau wie gegen Mainz – wieder rein in die Partie.
Bemerkenswert: Als Tigges für Selke kommt, gibt es Sprechgesänge für Selke! Der hat wirklich viel getan fürs Spiel und sich endlich auch belohnt.
Es dauert nicht lang, da steht auch Tigges im Mittelpunkt – um ein Haar hätte auch er getroffen.
Den Schlusspunkt setzt Thielmann mit einem Gewaltschuss aus spitzem Winkel quasi durch Baumann durch.
Dass dann auch noch das 1:3 fällt…völlig egal.
Hoffenheim 1 : 3 Kölle
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