Was ist nicht alles passiert seit dem letzten Punktespiel? Der Niederlage in Freiburg folgten an nur einem Tag die Trennung von Steffen Baumgart und das katastrophale Cas Urteil mit einer Sperre für zwei Transferperioden.
Hetze im Netz
Für viele FC-Fans ging die Welt unter – manche haben sich bis heute nicht erholt. Das Netz ist voll mit Rücktrittsforderungen, Schuldzuweisungen, Beschimpfungen und den düstersten Prophezeiungen. Christian Keller und der Vorstand standen mächtig unter Beschuss.
Uns erreichten zahllose Nachrichten mit der Bitte, uns zum Geschehen zu äußern. Wir hätten es aber für falsch gehalten, in die Panikmache und das Geschimpfe einzustimmen. Umgekehrt hatten wir wenig Lust die Gute-Laune-Onkel zu spielen. Wir beschlossen, die Sache etwas sacken zu lassen.
Time to say Goodbye
Bei Steffen Baumgart haben wir uns natürlich gebührend bedankt und verabschiedet. Er wird Teil der FC-Geschichte bleiben und auf immer mit den wunderbaren Euro-Auswärtsfahrten in unseren Herzen sein.
Es wird eines dieser Rätsel des Fußballs bleiben, warum die Mannschaft plötzlich nicht mehr richtig funktioniert hat. Es war viel Pech dabei. Die Kugel wollte einfach nicht rein. Viele Spiele standen auf Messers Schneide – aber immer waren wir die Unglücklichen am Ende. Zum Jahresende musste eingestanden werden, dass kein Spieler Normalform erreichte und das Trainerteam offenkundig ratlos war, wie das zu ändern ist.
Wer das alleine dem Trainer oder den Transfers von Christian Keller zuschreibt, dem sei ein Blick nach Berlin empfohlen. Hier hat Urs Fischer seit 2018 eine unglaubliche Erfolgsgeschichte geschrieben, bis 2023 der Faden völlig unvermittelt abriss und die siegesgewohnten Unioner (genau wie wir) einfach gar nichts mehr auf die Reihe bekamen. Auch Urs Fischer musste letztlich gehen.
Gegen die Pöbelei
Zur Jahreswende hatten wir von dem nicht enden wollenden Gezeter und den „Kopf-Ab“-Posts in den Sozialen Medien und auch in der Presse genug.
Vernunft in der Kurve
Den Wunsch nach mehr Ruhe und Einheit haben wir nicht alleine. Neben den Kollegen vom Dreierkette-Podcast und vielen weiteren Fans hat sich auch die Südkurve ausführlich und sehr treffend geäußert.
Die erste ZWEI KÖLSCH PK des Jahres
Für die erste PK 2024 konnte es nur eine Location geben: Das Franz-Kremer-Stadion und das Training unseres geliebten 1. FC Köln. Denn bei allen offenen Fragen und bei aller berechtigter Kritik an Geschäftsführung und Vorstand war unser Wunsch ganz klar, nicht nach Hinten zu schauen, sondern ein Signal des Aufbruchs zu senden.
Dass wir gleich auch noch das Glück hatten, den neuen Trainer kennenzulernen und ihm ein (hoffentlich) Glücksshirt zu überreichen, passte da für uns prima ins Bild.
Stammtisch mit über 1000 Mitgliedern
Der Express schreibt in der ihm eigenen Zurückhaltung: „Es wird der schwierigste und auch emotionalste Abend für einen Vorstand in seiner gesamten FC-Geschichte. “
Tatsächlich musste die Veranstaltung wegen des enormen Interesses vom 12.Mann ins Coloneum verlegt werden. 1200 Leute werden erwartet. Wir hoffen auf eine sachliche Diskussion ohne Krakeler und Vögel, die meinen, die Bühne stürmen zu dürfen.
Es geht los. Wie zu erwarten, ist die Qualität der Fragen aus dem Publikum teilweise schwer zu ertragen. Sie offenbaren einen sehr heterogenen Kenntnisstand in der Mitgliedschaft. Das ist Demokratie. Man muss auch die erreichen, die schnell urteilen und sich im Nachhinein von Fakten oder Argumenten nicht irritieren lassen wollen.
Allen voran Christian Keller stellt sich den Fragen mit beachtlicher Ruhe und antwortet präzise und glaubwürdig. Er beschreibt die Zusammenarbeit mit Steffen Baumgart, wie man die Kaderplanung gemeinsam angegangen ist, wie Baumgart im Verlauf der Saison den Glauben an den Erfolg verloren hat, bis er schließlich einräumte, nicht mehr an den Erfolg zu glauben. Kein Vorwurf von Seiten Kellers. Keine Bitterkeit. Einfach eine sachliche Schilderung der Geschehnisse und eine plausible Begründung der Freistellung Baumgarts.
Ähnlich klar schilderte Keller die Trainerauswahl – gestützt von einer internen und einer externen Datenbank und langen Gesprächen mit den favorisierten Kandidaten.
Schwierig wird es erst, als das Thema CAS auf dem Zettel steht. Auf die Frage, wann der erste Kontakt mit dem Spieler stattgefunden hat, gibt es keine zufriedenstellende Antwort. Klar, weder Keller, noch Türoff waren damals im Amt. Aber der Hinweis aus dem Publikum sitzt, dass man zwei Jahre Zeit hatte, die Frage zu klären und überdies eine CAS Verteidigungs-Strategie hatte aufbauen müssen, bei der die Frage ja nicht unerheblich war.
Schade. Das war ein erheblicher Schönheitsfehler in der ansonsten guten Performance. Vielleicht sollte man aber unabhängig davon den Willen anerkennen, sich den Mitgliedern zu stellen und in einen offenen Dialog zu traten. Das ist in dieser Form auch neu und definitiv ein Zeichen einer guten Vereinskultur.
Sensationeller Support beim Abschlusstraining
Wie es geht, zeigt am Freitag die aktive Fanszene. 1400 Fans erobern das letzte Training vor dem Spiel und zeigen Mannschaft und Trainer, dass sie sich auf die Kurve verlassen können. Daran sollte sich alle, die auch mal gerne Pfeifen oder das Stadion zu früh verlassen, ein Beispiel nehmen. Zesamme sin mer stark!
Müngersdorf, 15:30
Ziemlich schnell ist klar, dass Schultz ein paar Dinge anders macht. Beispielsweise starten wir eher abwartend in die Partie und schauen uns erst mal an, wie der Gegner agiert. Uns vermittelt das ein Gefühl von Sicherheit. Attacke-Fußball und die damit verbundene Gefahr eines frühen Gegentors gibt es jedenfalls nicht.
Nach und nach erhöhen wir die Intensität. Es ist, als hätten wir den Gegner jetzt abgescannt und würden uns an die Umsetzung des Matchplans machen. Wir spielen zunehmend dominant, haben Ballbesitz, erobern Bälle schnell zurück und erarbeiten uns Torchancen. Wenn wir so weitermachen MUSS über kurz oder lang ein Tor für uns fallen.
Tatsächlich passiert genau das. Weil im Moment nichts leicht für uns ist, muss das Tor natürlich aus der Kategorie „reingewürgt“ sein. Selke holt einen hoch in seinen Rücken gespielten Ball runter und schließt in der Drehung ab. Der Ball wird abgefälscht und titscht vom Innenpfosten hinter die Linie. Man könnte sagen: Endlich Spielglück! Hochverdient.
Wir bleiben besser als der Gegner. Obwohl Heidenheim durchaus andeutet, warum sie 10 Punkte mehr haben als wir, sehen wir besser aus. Wie so oft in der Saison gelingt es uns aber nicht, etwas Zählbares draus zu machen. Wenn wir nachlegen, ist der Drops gelutscht – das ist unser Gefühl. Aber das 2:0 will nicht fallen.
Die zweite Hälfte beginnt furios mit einer Großchance für Maina, dessen Schüsse aber leider nach wie vor jeden Druck vermissen lassen. Auch auf der Gegenseite gibt es eine fette Chance. Das Spiel wirkt jetzt ausgeglichener. Es gibt auf beiden Seiten gute Chancen und es kommt, wie wir es diese Saison schon zu oft erlebt haben: Es ist der Gegner, der eine der vielen Gelegenheiten nutzen kann. 1:1.
Kurz danach muss Kainz vom Platz. Später erfahren wir, dass er einen Schlag auf den Oberschenkel bekommen hat. Mist, denn er war stark. Für ihn kommt der fast schon sagenumwobene Diehl, der auch gleich auffällig herumwirbelt. Allerdings gibt es auch genug Szenen, die zeigen, dass er körperlich und an Cleverness durchaus noch zulegen darf.
Wir lassen den letzten Willen vermissen. Auch, wenn es insgesamt nicht sooo schlecht aussieht. Aber der eine Punkt bringt uns natürlich nicht entscheidend weiter und die Hoffnung auf einen Knaller-Auftakt unter Schultz ist nicht erfüllt worden. Immerhin: Nicht verloren und in einigen Punkten optisch verbessert. Hoffen wir auf eine Überraschung gegen Dortmund!
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